Warum verwenden wir kein Caninsulin?
Caninsulin wurde ursprünglich für Hunde (Canis (lateinisch) = Hund) entwickelt.
Es ist ein Schweineinsulin, das in der Aminosäurenabfolge dem Hundeinsulin ähnelt.
Caninsulin wurde später für Katzen zugelassen, obwohl es nicht optimal für diese Tierart ist.
Katzen und Hunde unterscheiden sich im Fressverhalten stark. Katzen fressen viele kleine Portionen, während Hunde täglich 2x eine große Portion fressen sollten.
Katzen fehlen bestimmte Enzyme zur Kohlenhydratverwertung und auch die Verdauungsenzyme unterscheiden sich. Katzen verdauen weniger Kohlenhydrate, sondern sind auf Proteine im Futter angewiesen. Deshalb benötigen sie ein Insulin mit anderem Wirkprofil.
Da Caninsulin für das Fressverhalten des Hundes konzipiert wurde, besteht es zu 30% aus einem schnell wirkenden Semilente-Insulin und entfaltet seine Hauptwirkung in den ersten 4 Stunden.
Da Katzen weniger Kohlenhydrate aufgrund ihres Fressverhalten aufnehmen, sinkt der Blutzucker rapide.
Somit ist kein optimales Ergebnis der Wirksamkeit von Caninsulin bei Katzen gegeben, denn eine flache Insulinkurve über 12 Stunden kann nicht erreicht werden.
Der tiefste Wert (Nadir) meist bei 100 mg/dl oder weniger, erfolgt bei ca. 4 Stunden, von einem Ausgangswert meist bei 400 mg/dl, um danach wieder sehr schnell anzusteigen.
Da solche extremen Blutzuckerschwankungen den Körper und die Organe sehr belasten, kann man sich vorstellen wie sich die Katze fühlt (Heißhunger, Schwindel und Übelkeit wird u.a. bei Diabetespatienten in der Humanmedizin beschrieben).
Die Katze verbringt eine zu lange Zeit mit hohen Blutzuckerwerten, da die Wirkung von Caninsulin nur ca. 8 Stunden beträgt. Das wiederum führt auf Dauer zu Folgeschäden des Diabetes wie Neuropathie, Nierenerkrankungen u.v.m.
Im Begleittext des Herstellers wird der Blutzuckerspiegel gesunder Katzen genannt:
46,8 – 151,3 mg/dl.
Die mit Caninsulin therapierte Katze erreicht diese Werte nur für ca. 1-2 Stunden während 12 Stunden.
Der vom Hersteller angegebene Referenzbereich von 100-300 mg/dl für die „ideale Blutglukosekurve“ ist somit nicht anspruchserfüllend, da mehr als die Hälfte des 12-Stunden-Intervalls über 300 mg/dl liegt.
Aufgrund der Gesetzgebung_AMG_Kaskadenregelung muss ein Tierarzt erst ein für die Tiermedizin zugelassenes Präparat verschreiben.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das verordnete Präparat für Tiere optimiert wurde.
Erst wenn sich herausstellt, dass der Patient mit dem verschriebenen Medikament keine zufriedenstellende Therapie erhält, darf der Tierarzt das optimale Medikament aus der Humanmedizin verschreiben.
Der Gesetzgeber spricht von einem "Therapienotstand".
Eine Definition, wie genau ein solcher "Therapienotstand" aussehen muss, findet sich im Gesetzestext jedoch nicht.
Es liegt somit im persönlichen Ermessen des Tierarztes, ob und wann er eine Umwidmung tätigt.
Welches Insulin wäre für Katzen geeignet?
Rinder-Insulin wäre für Katzen durch die Aminosäureähnlichkeit in der Zusammensetzung sehr gut geeignet, ist in Deutschland allerdings aufgrund
der BSE-Krise nicht mehr erhältlich.
Als Alternative kommen für Katzen Langzeit-Insuline (Lantus/Levemir) aus der Humanmedizin in Frage und funktionieren gut, da der Stoffwechsel der Katzen ähnlich dem Menschen ist, nur schneller abläuft.
Fazit
Unter Verwendung von Langzeitinsulinen wie Lantus oder Levemir
- ist die Chance auf eine Remission signifikant höher als bei Verwendung von Caninsulin
Quelle Vergleichsstudie - die Verschlechterung bestehender Folgeschäden kann verringert oder Folgeerkrankungen können vermieden werden
- klinische Unterzuckerungen (Hypoglykämien) treten wesentlich seltener auf als bei der Verwendung von Caninsulin http://www.ncbi.nlm.nih.gov/m/pubmed/19539509
- Katzen lassen sich mit einem Langzeitinsulin wesentlich besser einstellen, da das Wirkprofil von Caninsulin zu heftig ist und der Nadir unter Caninsulin nicht <100 mg/dl liegen sollte
Angebrochene Flasche oder Patrone Caninsulin hält nur 28 Tage, ein LZI im Kühlschrank etwa 6 Monate oder länger - Unter Caninsulin ist keine katzengerechte Fütterung (mehrere kleinere Portionen)
möglich, unter LZI hingegen optimal.
Verfasser: Petra/Momo November 2013